Chill Red Wines!

So langsam, aber stetig nähern wir uns dem normalen Leben wieder etwas und freuen uns auf die ersten Rooftop-Parties und Feste im Freien. Die Zeit naht, in der wir den Rotwein direkt aus dem Weinkühler holen. Aber halt – den Rotwein?

Ihr habt richtig verstanden – wir trinken den Rotwein in den wärmeren Monaten meist gekühlt, auch wenn es selbstverständlich auch Rotweine gibt, die nicht wirklich davon profitieren, eine Zeitlang auf Eis gelegt zu werden. Diese wichtigen Punkte müsst ihr dabei berücksichtigen:

Wenn es draussen kalt ist, tendieren wir zu den vollmundigen Rotweinen mit Tiefe und konzentrierter Struktur. Logischerweise passen diese Weine dann auch gut zu Herbst- und Wintergerichten, die auch eher schwer wiegen. Und sogar wenn wir in diesen Monaten Weissweine trinken, gehen wir dies eher opulent an und wählen schwere, holzige Chardonnays oder Gewürztraminer. Sobald aber die Tage wieder länger werden und die Schneeschmelze einsetzt, wählen wir wieder eher leichtere, säurehaltige Traubensorten wie zum Beispiel Sauvignon Blanc oder einen grünen Veltliner. Diese Weine gelten als ideale Begleiter von Frühlings- und Sommer-Apéros  und -Picknicks. Aber was nun mit dem Grillabend, über den wir oben sprachen? Vermutlich schreit das rote Fleisch auf dem Grill bei euch nicht wirklich nach einem mineralischen Weisswein… Was also, wenn ihr lieber einen Rotwein trinken möchtet, es euch aber nicht vorstellen könnt, diesen warm zu trinken? Unsere Lösung: schmeisst ihn für eine Weile auf Eis!

Der Trick dabei ist, Rotweine mit einem relativ hohen Säuregehalt zu finden. Das ruft nach jüngeren und eher fruchtigeren Roten. Genau diese Weine sind es ja aber sowieso, die wir in den wärmeren Monaten eher trinken, und es ist tatsächlich so, dass sie von ca. 30 Minuten auf Eis oder im Kühlschrank profitieren.

Der Grund dafür, hier einen leichteren Wein zu wählen, ist, dass bei Weinen, die zu tief heruntergekühlt werden (rot oder weiss), die Phenole inaktiv werden, sozusagen in den Tiefschlaf versetzt werden. Die Aromen, die der Wein entfalten sollte, werden quasi schockgefroren. Sie benötigen etwas Wärme, um sich so richtig zu entfalten. Wenn ihr also einen kräftigen, vollmundigen Roten tief hinunter kühlt, und dann den ersten Schluck nehmt, werdet ihr nur noch Alkohol und Tannine schmecken. Aber sogar der Alkohol wird dann von den Tanninen übertüncht, und ihr merkt kaum, wie schwer der Wein tatsächlich ist. Hier wäre also Vorsicht geboten, denn der Alkoholgehalt verändert sich ja bei diesem Prozess nicht wirklich…

Leichtere Rotweine haben einen höheren Säuregehalt und ersetzen so die dichteren organischen Bestandteile der schwereren Weine. Anstatt der dunkleren Noten von Tabak oder Leder geben sie weiche, leichte Aromen von roten Früchten ab. Wenn ihr sie also runterkühlt, wird dadurch ihre Persönlichkeit nicht gross verändert, dafür sorgen der niedrigere Alkoholgehalt und die zusätzliche Säure. Und auch wenn Teile des Weins dann trotzdem ein wenig schläfrig sind, wird er euch immer noch all die Beeren und Kirschen liefern, die ihr an ihm liebt. Und schon kurze Zeit später wird er ja dann die Temperatur erreicht haben, die er normalerweise hat, anstatt der 25 Grad Raumtemperatur, die sowieso zu hoch sind. Schlicht perfekt!

Eine gute Vinothek – wie die unsere – wird diesem Umstand Rechnung tragen, und euch keine 30 Grad warmen Rotweinflaschen verkaufen. Wenn ihr Zweifel habt, kauft dann einfach einen etwas leichteren Roten, zum Beispiel einen «Humagne Rouge» der Domaine Cornulus oder auch einen traditionellen Bardolino der Az. Agr. Cavalchina, der klassisch gekühlt getrunken werden sollte. Auch Pinot Noir ist eine gute Wahl, aber der dürfte dann bereits etwas teurer sein.

Auch die aus den Corvina-Trauben stammenden Weine aus dem Veneto haben in den letzten Jahren einen Siegeszug angetreten. Sucht euch während der Sommermonat einen ohne Holz, und lasst euch nicht von der dunklen, rubinroten Farbe verwirren: er schmeckt nach dunklen, säuerlichen Kirschen, mit leichten Mandelaromen und Schokoladenoten, und kann wunderbar gekühlt werden. Und last but not least: auch ein Zweigelt aus Österreich  passt wunderbar zum grillierten Fleisch und der hausgemachten Barbecue-Sauce, auf die ihr so stolz seid!

Also kommt her, schnappt euch ein paar Flaschen, legt sie auf Eis und trefft uns dann auf der nächsten Rooftop-Bar zur chilligen Rotwein-Party…

Kommentare