Dasselbe, oder doch nicht?

Viele Dinge im alltäglichen Leben sind behaftet mit Vorurteilen, die sich hartnäckig im Gedächtnis festkrallen und nur schwer aus der Welt zu schaffen sind.
Ein solches tritt oft auf, wenn man sich über Cognac und Armagnac Gedanken macht. Die erste Eingebung ist dann meist: „Ist doch dasselbe, mit dem Unterschied, dass Cognac für jene mit dem dicken Geldbeutel und Sinn für Exklusivität vermarktet wird, und Armagnac die breite Masse befriedigen soll.“ Doch so einfach ist es glücklicherweise nicht. Aber wo liegt denn nun der Unterschied dieser zwei Traditions-Weinbrände?

Kleiner Bruder?

Oft wird Armagnac als kleiner Bruder des Cognacs bezeichnet. Quantitativ gesehen mag diese Aussage ihre Richtigkeit haben, allerdings wird leider oft der Fehler gemacht, auch die Qualität des Armagnacs unter die des Cognacs zu stellen. Dieses Prestigeproblem stammt aus der Nachkriegszeit: Der damals populäre Armagnac verzeichnete eine sehr hohe Nachfrage und wurde infolgedessen oft in minderer Qualität angeboten, wobei die Historie des Armagnacs im Vergleich sogar weiter zurück geht bis ins Jahr 1461 mit der ersten urkundlichen Erwähnung. Somit gilt der Armagnac und nicht der Cognac als älteste bekannte Spirituose Frankreichs.

Unterschiedliche Destillation

Des Weiteren unterscheidet sich die Art der Destillation: Der Grundwein besteht in beiden Regionen aus den Rebsorten Colombard, Ugni Blanc (Trebbiano) und Folle Blanche, die vollreif geerntet und zu einem Grundwein gekeltert werden. Dieser Grundwein wird beim Cognac zweifach destilliert in sog. Kupfer-Alambics (geschlossene Brennblase), die in geschichtsträchtigen Brennereien seit Generationen in Gebrauch sind. Bei dieser Destillation wird der Grundwein einmalig destilliert, und anschliessend muss der Alambic gereinigt und mit dem Destillat neu befüllt werden für einen weiteren Brenndurchlauf.

Beim Armagnac wird die Destillation nur einmal durchgeführt und zwar in „Säulen-Alambics“ und in einem kontinuierlichen Verfahren. Die Säulen Alambics bestehen meist auch aus Kupfer, und durch ihre Säulenform wird dem Destillat eine unterschiedliche, weichere Stilistik verliehen. Nach dem Brennvorgang wird das Destillat mit einer Alkoholstärke von ca. 52-53 % Vol. in 225 bis 420 Liter fassende Holzfässer aus Steineiche umgefüllt. Das Holz der Steineiche ist wesentlich dunkler als das der Limousin-Eichen, die oft für die Herstellung von Cognac-Fässern verwendet werden. Die Steineiche hat im Vergleich zum Holz der «Limousin» einen höheren Tanningehalt, was dem jungen Armagnac eine etwas herbere Note verleiht, als dies beim Cognac der Fall ist.

Ausbau

Beim Ausbau von Cognac und Armagnac handelt es sich in den meisten Fällen um Cuvées unterschiedlicher Jahrgänge. Einzig beim Armagnac werden auch Jahrgangsabfüllungen vermarktet. Folgend genannte Bezeichnungen richten sich immer nach dem jüngsten Anteil im Verschnitt der einzelnen Abfüllungen:

VS:                         Very Special – Mindestens 2 Jahre gereift.
VSOP:                   Versy Superior Old Pale – Mindestens 4 Jahre gereift.
XO:                        Extra Old (Teils auch Napoléon oder Hôrs d’age) – Mindestens 10 Jahre gereift.

Sie sehen, es gibt Sie eben doch, die Unterschiede. Und es gäbe noch unzählige weitere Punkte, wie z.B. Klima, Region, Terroir und die geschützten Herkunftsbezeichnungen, die den vermeintlichen Zwillingen ihren sehr individuellen Charakter verleihen.

Aber neben der ganzen Theorie liegt die Wahrheit letztendlich im Glas. Wir wünschen Ihnen deshalb viel Spass beim Entdecken unseres Armagnac- & Cognac-Sortiments.

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