Gioia Mia Puglia!

Das Paradies befindet sich kaum eine Flugstunde weit von Zürich entfernt: Schon am Flughafen von Bari kommt jede Menge Italianità auf: Der Himmel ist blau und es ist überall laut und hektisch, obwohl bei der Autovermietungsfirma die Uhren wie gewohnt in Italiens Süden etwas langsamer zu drehen scheinen – also flugs die schweizerische Präzisionsmentalität ins Handschuhfach legen und sich auf’s italienische Dolce far Niente einlassen. Und zwar subito!

Hätte man genügend Zeit, würde man es sich natürlich auf keinen Fall nehmen lassen, von Bari aus der Küste entlang zu schippern (möglichst im Oldtimer-Cabrio), und zum Beispiel das wunderschöne Küstenstädtchen Polignano a Mare zu geniessen, das sich so prekär an die Felsküste schmiegt, als würde es demnächst in die Tiefe trudeln. Oder Monopoly, dessen Bewohner es überhaupt nicht schätzen, permanent nach dem gleichlautenden Gesellschaftsspiel gefragt zu werden: «No, niente da fare con la nostra città!».

Da wir ja aber ein Date mit Gregori Perrucci von der Agricola Felline haben, geht’s schnurstracks nach Manduria, quer durch kilometerlange Olivenbaumplantagen, karge Landschaften und ab und zu Rebflächen, die den Hauptzweck unserer Reise zumindest erahnen lassen. Die kulturellen Highlights Apuliens sparen wir uns halt für morgen auf.

Der Familienbesitz der Agricola Felline, von Gregori Perrucci mit viel Leidenschaft in dritter Generation und unter Berücksichtigung der Werte der Accademia dei Raccemi geführt, umfasst ca. 85Ha Reben rund um das uralte Städtchen Manduria und 22 Ha in Adrianähe im Naturreservat Torre Guaceto. Stolz führt uns Gregori durch seine Reben: Seine Vorfahren waren die ersten in Manduria, die die Primitivo-Traube – bis dahin nur für Verschnitt-Weine verwendet – wiederaufleben liessen und in ihrer reinen Art kultivierten. So wurde der hervorragende Primitivo di Manduria geboren, der 1974 den DOC-Status erhielt. Der Wein entsteht aus Trauben, die vor der Vinifikation angetrocknet werden. Diese «Teilrosinierung» geschieht entweder auf speziellen Trocknungsvorrichtungen oder direkt am Rebstock und wird «Appassimento» genannt.

Im «Spazio Primitivo», dem durchgestylten Degustations- und Partyraum (und welch herrlich rauschende Parties Gregori hier feiern lässt!) degustieren wir alle Felline-Weine, die wir exklusiv für die Schweiz importieren: Vom Primitivo DOP über den Zinfandel, den Primitivo IGP Fellone, den Anarkos, Susumaniello und Pietraluna. Alle überzeugen sie uns in ihrer Eigenständigkeit, mit ihrer Textur, den vollen Fruchtaromen und vor allem dem guten Preis-/Leistungsverhältnis. Heute ist die Agricola Felline eine der etablierten Größen in Italien, die Apulien für einen fairen Preis im Glas erlebbar machen.

Auch unser apulisches Erleben geht nun in die nächste Runde: Auf einsamen Landstrassen geht die Fahrt langsam wieder zurück Richtung adriatische Küste, wo unser spektakuläres Feriendomizil in einer alten Ölmühle liegt. Die Vorfreude auf das Glas Weisswein beim Abendlicht auf einer Terrazza über dem Meer und auf die Köstlichkeiten von apulischen Gewässern oder Terra lassen uns jetzt schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Und auch wenn übermorgen bereits wieder schweizerischer Alltag und grauer Himmel die apulische Lebensfreude verblassen lassen werden: Wir versuchen wenigstens einen Teil davon im  Handschuhfach des alten Alfa Romeos mitzunehmen – auch wenn es nur in der Form von eingemachten Tomaten oder Chilischoten ist. Oder halt eben in einer Flasche Primitivo von Felline. Gioia mia Puglia, ritorneremo prestissimo!

 

 

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