Nase ins Glas!

Der Typ hinten in der Ecke wirkt etwas skurril: Plastiktasche in der Hand, zu grosse, leicht schluddrige Jacke, der Blick unstet und leicht glasig. Den behalten wir auf jeden Fall im Auge! Doch keine Zeit, schon will der nächste Kunde etwas von mir, nämlich wissen, ob man auch nur eine einzige Flasche kaufen kann an dieser Degustation, oder ob es immer gleich deren sechs sein müssen. Selbstverständlich geht’s auch mit einer! Weiter zur nächsten Kundengruppe, wo am Stand von Luciano Piona (La Prendina, Torre d’Orti, Cavalchina) herrlich schön über den neusten Jahrgang des Faials  gefachsimpelt wird – übrigens einer meiner eigenen Lieblingsweine. Schon die Nase verspricht Wunderbares, dann im Gaumen diese Geschmacksexplosion von Schokolade, Brombeer und Vanille – schlicht ein absoluter Kraftprotz und unserer Meinung nach einer der besten Merlots überhaupt. Leider können wir nicht verweilen, nebenan bahnt sich bereits die nächste Diskussion an, bei welcher über die korrekte Art und Weise des Degustierens verhandelt wird; da müssen wir uns als Hausherr natürlich einmischen, auch wenn wir zuvor selbst gleich einen der schlimmsten Degustierfehler überhaupt gemacht haben, nämlich einen der kräftigsten und schwersten Weine unseres grossen Italiensortiments gleich zu Anfang zu degustieren. Egal; niemand wird’s bemerkt haben, zu viele Leute im Raum, laute Stimmen, Gelächter, viele spontane Gespräche, die über den Weinen angeknüpft werden, oft zwischen zuvor völlig Fremden. Wie wir diese Atmosphäre lieben, zweimal im Jahr bei uns am Zeltweg 26, in unseren herrlichen alten Räumen, wo bereits vor beinahe 200 Jahren Zürcher Weingeschichte geschrieben wurde, mit soviel Cachet und Ambiance. Während ich zur nächsten Gruppe husche – dieses Mal eine Gruppe  junger Leute, die ich noch nie gesehen habe (Super: Neukunden!) – versuche ich, noch kurz einen Blick auf unseren skurrilen Typen zu werfen: hat er schon eine Flasche in seiner Plastiktüte verschwinden lassen? Eher nicht, wäre wohl auch nicht ganz einfach bei all den Leuten. Aber der Blick wirkt immer glasiger. Egal – solange er niemanden belästigt, lassen wir ihn flanieren…

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