Rosa Wolken

Ich gestehe.

Noch bis vor ein paar Monaten verzog ich meist das Gesicht, wenn mir jemand einen Rosé anbieten wollte. Wüste Erinnerungen an klebrig-süsse Tropfen aus gekrümmten, uns damals als innovativ erscheinenden Flaschen und die entsprechenden Kopfschmerzen am nächsten Morgen kamen in solchen Momenten jeweils auf. Auch noch viele Jahre danach hielt sich zumindest in meinem Kopf das Gerücht, wonach Roséweine lediglich die „Ausschussware“ der Rotweine und deshalb von klar minderwertiger Qualität sind, hartnäckig, und seit Jahren hatte ich deshalb keinen dieser rosaroten Tropfen mehr probiert, obschon sie über die letzten Jahre offenbar wieder trendy wurden.

Ich blieb hartnäckig.

Unsere letzte grosse Haus-Degustation änderte diese Gewohnheit aber quasi über Nacht: In einer der seltenen kurzen Pausen zeigte mir unser Freund und Produzent Luciano Piona von Cavalchina auf seinem Smart-Phone stolz die neuste Wine Enthusiast-Bewertung seines Rosés „Bardolino Chiaretto“, der darin zu einem der 10 weltbesten Roséweine gekürt wurde – noch dazu mit einem sensationellen Preis-/Leistungsverhältnis.

Etwas kleinlaut gab ich zu, seit Jahren keinen Rosé mehr getrunken zu haben, was verständlicherweise bei Luciano grosses Kopfschütteln auslöste. So degustierte ich – zwar etwas widerwillig aber brav – den Bardolino Chiaretto – und alle meine Vorbehalte lösten sich in dieser spritzig-fruchtigen Geschmacksexplosion augenblicklich ins absolute Nichts auf. Wie hatte ich dies bloss verpassen können! Beruhigt widmete sich Luciano wieder seinen Kunden.

Bei mir aber ging’s nun erst richtig los, hatte ich doch so einiges nachzuholen: Ich degustierte, einen nach dem anderen, sämtliche Roséweine unseres Sortiments, und freundete mich weiter mit dieser, seltsamerweise aus roten Trauben gekelterterten, Weinsorte an: Vom „Chiaretto“ im Veneto ins Südtirol zur „Rose de Manincor“, vom toskanischen „Shiny“ zu den sardischen „Rosa Grande“ und „Tre Torri“, und dann natürlich zu den Spitzenprodukten der Schweiz, Frankreichs, Spaniens und Portugals; welch eine Vielfalt von verschiedenen Geruch- und Geschmacksnuancen, die ich nie mehr missen möchte, am wenigsten natürlich an einem heissen Sommerabend. Irgendwie kühlen diese Weine halt wirklich wunderbar, auch das offenbar nicht bloss ein Mythos.

Sind Sie auch schon ein Rosé-Afficionado? Oder werden sie es vielleicht noch? Bei dieser Auswahl ist jedenfalls jeder Widerstand zwecklos, selbst bei mir…

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