Ta‘ Betta – Malteser Leidensweg

Eigentlich wollten wir ja hier nur über Wein schreiben. Stattdessen finden wir uns in einer Geschichte wieder, die manchmal nur am Rande mit Wein zu tun hat, aber dafür mit dem Leben, der Liebe für das Land und der Leidenschaft, seinen Träumen zu folgen. Aber beginnen wir ganz von vorn…

Unerwartete Reise

Als Vincenzo Melia, unser langjähriger Partner, der die sizilianische Weinszene vor vielen Jahren ganz gehörig aufmischte, mich anruf, um mir die Malteser Weine von Ta‘ Betta nahezulegen, war ich zu Anfang, gelinde gesagt, ziemlich skeptisch. Von Malta erwartet man ja hierzulande weinmässig nicht grad‘ Grossartiges. Da es sich ja aber hier schliesslich um Vincenzo Melia handelt, komme ich nicht umhin, mich tatsächlich etwas mit der Geschichte, den Menschen und den Weinen von Ta‘ Betta zu beschäftigen.

Vincenzo erzählt mir von dieser Insel der Kreuzfahrer, mit dem besonderen Terroir und dem speziellen, für Reben so gut geeigneten Klima. Und von der Familie Camilleri, die alles, was sie besitzt, in den Traum eines Weinguts investiert. Vincenzo schwärmt in den höchsten Tönen von diesen vollmundigen und speziellen Weinen, und schliesslich ist er ja ein Kenner der Weinszene erster Güte. Ich werde also etwas hellhöriger…

Juanito, Astrid und Betta Camilleri. Das Weingut ist nach der Tochter von Juanito benannt. Das Logo von Ta‘ Betta ist der Löwe, und der Chardonnay ist Jean Parisol gewidmet, einem der maltesischen Freiheitsritter. Alle drei Weine tragen die Namen dieser Malteser Ikonen.

Ehrlich gesagt, stand Malta nicht mal wirklich auf meiner Reise-Bucketlist. Ich hatte mich gedanklich nie mit dieser Destination befasst, hatte bloss obskure Geschichten von Geldwäscherei und Korruption im Kopf. Mit der Empfehlung Vincenzo Melias wagen wir dann aber doch den Sprung über den Teich und den Import einiger Kisten, um den Schweizer Weinmarkt etwas aufzumischen.

Familienprojekt

Das Treffen mit der Familie Camilleri  ist geprägt von Leidenschaft, Energie und Lebensfreude, und die Weine versprechen, zum Siegel zu werden, der diese Elemente mit dem Land, auf dem wir stehen, verbindet. Juanito Camilleri hat alles in diesen Weinberg und in einen Keller investiert, der designmässig eher den Händen und Vorstellungen seiner Frau Astrid entsprang. Juanito selbst ist eher der Ingenieur: 10 Jahre lang war er Rektor der Universität von Malta. Kennengelernt haben sich die beiden an der Uni von Cambridge, kehrten dann aber später nach Malta zurück, wo Juanito seine Wurzeln hat. So beginnt die Geschichte des Weinguts, mit einem kleinen Haus und ein paar Rebstöcken. Und dem Mut eines Löwen. Juanito erzählt von den harten ersten Jahren, dem Kampf mit den Behörden und gegen die Korruption.

Wir kosten den Chardonnay, und irgendwie scheint es, als könnte man diesen Kampf noch im Glas erkennen: Es ist ein reifer, warmer und dichter Chardonnay, mit Noten von tropischen Früchten und Honig. Juanito meint, der Wein sei aus Leiden geboren worden, und berge nun den gesamten möglichen Geschmack, und alle Emotionen, die dahinter stünden. Mehrere Male hätten sie ob all der Widrigkeiten, die ihnen die Regierung vor die Füsse legte, daran gedacht, die ganze Sache hinzuschmeissen. Als nach 10 Jahren harter Arbeit die Trauben reif waren, um beste Weine zu erzeugen, waren es die Camilleris noch nicht; die Genehmigung der Regierung zum Export fehlte…

Der Mut eines Löwen

„Die Trauben waren fertig, wir nicht“, sagt Berater und Önologe Melia. „Man spürt deshalb in den Weinen den Überschuss an Reifung.“ Auch hier haben wir beim Kosten das Gefühl, die ganze Geschichte Ta‘ Bettas mit zu degustieren. Abends beim Abendessen, zwischen Gelächter und feuchten Augen, werden wir dann noch eine zweite Flasche entkorken. Es ist kein Zufall, dass Ta‘ Bettas Symbol ein Löwe ist. Und die Etiketten sind eine Hommage an die berühmten Verteidiger der maltesischen Freiheit: die Ritter Antonio Manoel, Philippe Villiers, Jean Parisot. „Das ist der Wein des Lebens“, sagt uns Juanito.

Der verdiente Lohn

Dass sich all die Strapazen und Mühen gelohnt haben, schmeckt und riecht man im Glas. Die Weine, deren Rebstöcke in den kargen Sand-, Lehm- und Kalkböden ihren Weg zum Wasser suchen müssen, strotzen nur so von Kraft. Der sanfte „Antonio Manoel“ – ein Blend aus Merlot und Cabernet Sauvignon – zeigt sich enorm konzentriert und weich. Die Merlot-typische Aromatik von Pflaumen, Kirschen und Kakao wird unterstützt durch die Gerbstoffe und Säure des Cabernet Sauvignons, der dem Wein auch eine balsamische Tiefe und Würzigkeit verleiht. Mit dem robusten „Philippe Villiers“ erkennen wir auch das Potenzial des Terroirs und des Klimas für die Rebsorten Syrah und Cabernet Franc. Die pfeffrigen Noten der Syrahtraube und die rassigen Gerbstoffe des Cabernet Franc mit Noten von Leder, Zedernholz, Rosmarin und Lakritz erzeugen am Gaumen ein Bollwerk, vergleichbar mit dem „Fort Manoel“ auf Malta: Eine Festung der Aromen, die in den kommenden Jahren der Flaschenreife noch gezähmt werden  und viele Jahre höchsten Genuss versprechen. Allen Zweiflern zum Trotz hat man bei Ta‘ Betta auch beim Weisswein konsequent auf die internationale Rebsorte Chardonnay gesetzt, die hier im Barrique ausgebaut wird und sich durch konzentrierte Aromen von reifen Marillen, Ananas, Feige, und süssliche Noten von Marzipan auszeichnet. Ein Gedicht eines konzentrierten Chardonnays, den wir in der untergehenden Abendsonne auf Malta geniessen dürfen.

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